In Kambodscha gibt es keine Eisenbahn. Schienen, Loks und Wagons – einst von den französischen Kolonialisten nach Südostasien gebracht – wurden in den Jahren der Roten Khmer zerstört oder dem Verfall Preis gegeben. Heute werden Menschen und Güter mit allerlei abenteuerlichen Gefährten über noch abenteuerlichere Straßen und Schotterpisten transportiert.
Eine Ausnahme gibt es jedoch. Selbst gebaute Schienentaxis, sogenannte Norry verkehren auf den ehemaligen Kolonialtrassen und transportieren Menschen und Lasten in abgelegen Regionen. Sie ähneln Draisinen mit einer Ladefläche von ca. 3 mal 2 Metern auf einem zweiachsigen Metallgestell und werden von einem Benzinmotor angetrieben.
In Battambang, ganz im Westen Kambodschas, nahe der thailändischen Grenze gelegen, ist der Bamboo Train eine der wenigen Attraktionen für Touristen. Während Siam Reap, Phnom Penh oder Sihanoukville immer weiter für den Ansturm der ausländischen Besucher ausgebaut wird, ticken in der kleinen Provinzhauptstadt die Uhren deutlich langsamer.
Wir haben die Stadt im Dezember 2012 besucht und da durfte eine Fahrt mit dem Bamboo Train natürlich nicht fehlen. Im Bahnhof von Battambang kauft man bei einem hochdekorierten Polizisten ein Ticket für 10 Dollar und schon bekommt man einen Norry samt Fahrer zugeteilt. Sobald man den Bahnhof verlassen hat, hält der Fahrer an und etwa 10 bis 15 Frauen und Kinder entern das Gefährt – ohne zu bezahlen.
Dann geht es in rasanter Fahrt über die stark ramponierten Schienen. Ein bisschen fühlt man sich wie Indiana Jones bei seiner Flucht aus dem Tempel des Todes im Mienenwagen.
Wenn sich zwei Norries auf den eingleisigen Strecken begegnen, muss das leichtere der beiden abgeladen und von der Schiene genommen werden.
Zwischendurch wird dann auch immer wieder angehalten um Fahrgäste ein und aussteigen zu lassen oder um Waren auf zu nehmen.